Warum Gehorsam deinem Kind schadet – plus 9 Alternativen

von: Birgit Gattringer

Quelle: https://starkekids.com/gehorsam/

„Bring Deinem Kind mal ein bisschen mehr Gehorsam bei!“

Hast Du so einen Ratschlag schon bekommen? Läuft es dir dabei eiskalt den Rücken runter? Oder bist du selbst manchmal der Meinung, dass dein Kind durchaus etwas besser gehorchen könnte?

Ich gebe ja zu – Erziehung ist nicht leicht. Vor allen dann nicht, wenn die Kinder nicht auf uns hören. Oder wenn sie partout ihren Willen durchsetzen wollen.

Da stellt man sich als Eltern durchaus mal die Frage: Sollte ich härter durchgreifen und mein Kind zu mehr Gehorsam erziehen?

Warum Gehorsam KEINE gute Lösung ist udn wie du es stattdessen besser machen kannst, erfährst Du in diesem Artikel:

Inhalt:

  • Was bedeutet eigentlich Gehorsam?
  • Strenge Erziehung = braves Kind? Die wahren Folgen von Gehorsamkeit
  • Warum hört mein Kind nicht? 7 Gründe für „Ungehorsam“
  • Kooperation statt Gehorsam – die wertschätzende Form der Erziehung
  • Fazit: Gute Erziehung braucht kein Gehorsam
  • Häufige Fragen zum Thema „Gehorsam“

Was bedeutet eigentlich Gehorsam?

Der Begriff „Gehorsam“ hat heutzutage einen sehr negativen Beigeschmack. Er klingt nach Erziehungsmethoden, die unsere Groß- oder Urgroßeltern angewandt haben … nach militärischem Drill oder Hundedressur. Das ist nicht die Art, wie wir unsere Kinder erziehen wollen, oder?

Gleichzeitig wünschen wir uns natürlich liebe und brave Kinder, die an Regeln halten, nett zu anderen sind und uns nicht auf der Nase herumtanzen.

Ist Gehorsam also vielleicht doch nicht so verkehrt?

Das Problem an Gehorsamkeit ist, dass sie auf Angst beruht.

Das erwünschte Verhalten des Kindes wird mittels Druck, emotionaler Erpressung, Bestrafung, Einschüchterung und Bestechung (in Form von Belohnung) erreicht. Man nutzt im Grunde die Abhängigkeit des Kindes von den Eltern – es gehorcht aus Angst, ihre Liebe und Zuwendung zu verlieren.

Früher nannte man das auch „Kadavergehorsam“, da das Kind im Extremfall blind gehorcht – wie ein willenloser Kadaver.

Dass eine solche Erziehung zahlreiche negative Folgen hat, wurde in etlichen Studien belegt (z.B. Segrin, C., & Flora, J. (2019). Fostering social and emotional intelligence: What are the best current strategies in parenting?).

Strenge Erziehung = braves Kind? Die wahren Folgen von Gehorsamkeit

Gehorsame Kinder erscheinen auf den ersten Blick sehr brav. Sie stellen keinen Blödsinn an, sind nie frech, halten sich an die Regeln, helfen im Haushalt, haben keine Wutanfälle und so weiter.

Auf den ersten Blick wünschen wir uns alle so ein Kind, oder?

Die psychologischen Folgen einer Erziehung zu Gehorsamkeit sind allerdings gravierend:

  • das Kind kann keine individuelle Persönlichkeit entwickeln, da es den eigenen Willen und seine Bedürfnisse unterdrücken muss
  • auch die emotionale Entwicklung wird gestört, wenn negative Emotionen wie Wut, Frust, Eifersucht etc. nicht zum Ausdruck gebracht werden dürfen
  • die Eltern-Kind-Bindung wird auch gestört, da sich die Kinder bei den Eltern nicht geschützt und geborgen fühlen… im schlimmsten Fall entsteht ein Bindungs- bzw. Entwicklungstrauma
  • das Kind muss ständig seine Gefühle unterdrücken – das führt zu innerem Druck, der sich z.B. in Form von Bettnässen, häufgen Bauchschmerzen, Autoaggression (Selbstverletzung), Angststörungen, Essstörungen und später als Depressionen oder Suchtverhalten äußern kann
  • oft lassen diese Kinder dann woanders ihren Aggressionen freien Lauf, z.B. in der Shcule oder auf dem Spielplatz … sie neigen auch dazu, (heimlich) zu stänkern und so ihren inneren Frust abzubauen
  • die Kinder beginnen häufig zu lügen aus Angst vor Strafe
  • das Risiko für sexuellen Missbrauch steigt, denn gehorsame Kinder trauen sich nicht, nein zu sagen oder sich zu wehren
  • auch später alssen sie sich oft von anderen beeinflussen und z.B. zu Alkohol- und Drogenkonsum überreden
  • sie zeigen ein schwaches Selbstbewusstsein, da sie nie gelernt haben, für sich selbst einzustehen
  • in der Pubertät führt das häufig zu einem besonders rebellischen Verhalten, da sie nun nicht mehr ganz so abhängig von den Eltern sind
  • gehorsame Kinder haben auch als Erwachsene noch Schwierigkeiten, selbstbestimmt zu handeln und zu entscheiden… sie haben oft ein geringes Selbstwertgefühl und stellen sich permanent infrage (Bin ich gut genug?)
  • sie leiden unter Schuldgefühlen (Hab ich etwas falsch gemacht?) und darunter, was andere über sie denken könnten
  • in Beziehungen haben sie starke Verlustängste sowie Angst vor Liebesentzug und geraten oft in eine Art Abhängigkeitsverhältnis, da sie keine eigenen Grenzen ziehen und nicht auf ihre eigenen Bedürfnisse achten
  • die Erziehung der eigenen Kinder ist überschattet von den Erlebnissen der Kindheit – so sind sie entweder ebenfalls sehr streng oder viel zu nachsichtig, da sie nicht so sein wollen wie ihre Eltern

Wie du siehst, hat eine Erziehung zum Gehorsam extrem viele Nachteile und negative Folgen.

Dennoch möchten wir natürlich, dass unsere Kinder auf uns hören und sich an Regeln und Grenzen halten.

Wie schaffe ich es also, dass mein Kind auf mich hört, ohne es zu „dressieren“ und ihm Angst zu machen?

Warum hört mein Kind nicht? 7 Gründe für „Ungehorsam“

Bevor ich dir zeige, wie du dein Kind auch ohne Gehörsam zu einem liebenswerten kleinen Menschen erziehen kannst, werfen wir mal einen Blick auf die wahren Gründe für „Ungehorsam“.

Denn wenn du die kennst, kannst du viel besser auf die Bedürfnisse deines Kindes eingehen anstatt es einfach zu bestrafen oder auszuschimpfen.

Mögliche Gründe, wenn dein Kind nicht auf dich hört:

  1. es befindet sich mitten in der Autonomiephase und erforscht die Welt – „testet Grenzen“
  2. es hat zu viel Freiraum und ist völlig überfordert damit (z.B. durch antiautoritäre Erziehung)
  3. Eltern scheuen Konflikte und haben Angst sich durchzusetzen oder ihr Kind
  4. es gibt keine klaren Regeln und Grenzen oder sie werden nicht eindeutig kommuniziert
  5. die Eltern sind überfordert und/oder verhalten sich launisch, inkonsequent und unberechenbar (Wechsel zwischen extrem streng und sehr nachgiebig) – Kind weiß nicht, woran es ist
  6. Kinder versuchen bewusst Aufmerksamkeit zu provozieren, da sie sonst wenig beachtet werden
  7. das Kind hat keine starke Bindung zu den Eltern

An diesen Punkten siehst du, dass dein Kind nicht aus Böswilligkeit ungehorsam ist. Es gibt immer Gründe für sein Verhalten…

Merke dir:

Dein Kind ist niemals grundlos ungehorsam. Es steckt immer ein Bedürfnis dahinter. Sobald du dieses erkennst und darauf eingehst, löst sich die Situation.

Vielleicht denkst du jetzt: „Ich kann doch meinem Kind nicht einfach jeden Wunsch erfüllen.“

Nein, natürlich nicht. Daraum geht es auch gar nicht. Es gibt jedoch wesentlich bessere Methoden, als dem Kind Gehorsam beizubringen und wie genau das geht, zeige ich dir jetzt:

Kooperation statt Gehorsam – die wertschätzende Form der Erziehung

Statt von deinem Kind Gehorsam zu verlangen, solltest du es lieber dazu bringen, mit dir zu kooperieren. Das scheint auf den ersten Blick etwas anstrengender zu sein, lohnt sich aber auf lange Sicht.

Am besten lässt sich alles an konkreten Beispielen erklären. Deswegen schauen wir uns die folgenden Punkte in Bezug auf Alltags-Situationen an, die wir wohl alle kennen:

  1. Ihr sitzt am Tisch und esst. Dein Kind matscht mit den Fingern im Kartoffelbrei herum, schmiert ihn auf die Tischplatte und du hast schon mehrfach gesagt, dass es damit aufhören soll
  2. Ihr seid auf dem Spielplatz und nun ist es Zeit, nach Hause zu gehen. Dein Kind weigert sich jedoch und spielt einfach weiter.

Gehorsam würde nun bedeuten, dass du laut wirst und schimpfst, mit Strafe drohst oder dein Kind vom Spielplatz wegzerrst.

Schauen wir uns jetzt die Alternativen an:

1. Die Basis: Liebe und Vertrauen

Grundsätzlich sind Kinder daran interessiert, mit uns zu kooperieren. Denn sie sind ja von uns abhängig. Sie brauchen uns, um zu überleben und werden daher alles tun, damit wir sie lieben, beschützen und versorgen.

Wer zu Gehorsamkeit erzieht, macht sich das auf negative Weise zunutze. Das Kind handelt dann aus Angst, unsere Liebe zu verlieren.

Doch es geht auch anders:

  • Baue von Anfang an eine starke Bindung zu deinem Kind auf, die auf Liebe und Vertrauen beruht.
  • Verbringe dazu möglichst viel Zeit mit deinem Kind
  • Schenke ihm so oft es geht ungeteilte Aufmerksamkeit
  • beachte seine Bedürfnisse, auch wenn du sie nicht immer erfüllen kannst.
  • Sei liebevoll, verständnisvoll, einfühlsam und wertschätzend

Oft haben Eltern Angst, dass bedingungslose Liebe ungehorsam macht. So nach dem Motto: „Ich kann ja machen, was ich will – Mama und Papa lieben mich trotzdem.“

Genau deswegen braucht dein Kind auch klare Regeln und deine persönlichen Grenzen, die du möglichst liebevoll (aber bestimmt) vermittelst, anstatt mit Druck und „von oben herab“.

2. Du musst wissen, was du willst

Je klarer du selbst in deinem Erziehungsverhalten bist, desto einfacher ist es auch für dein Kind, dir zu „gehorchen“. Es muss wissen, was es darf und was nicht. Dabei musst du nicht zwangsmäßig, deine Entscheidungen immer und jederzeit gleich treffen. Wir Menschen haben unterschiedliche Tage und auch unterschiedliche Grenzen. Wenn du einmal A sagst, musst du nicht immer bei A bleiben. Wichtig ist es jedoch, deinem Kind genau deine situative persönliche Grenze mitzuteilen.

Versetze dich mal in die Lage deines Kindes und stell dir Folgendes vor:

  1. Heute darf es mit dem Kartoffelbrei matschen, weil du gar nicht richtig hinschaust oder es dir egal ist. Morgen schimpfst du plötzlich, weil du schlechte Laune hast oder die Schwiegermutter zu Besuch ist
  2. Heute hast du nichts weiter vor und lässt dich von deinem Kind dreimal überreden, noch länger auf dem Spielplatz zu bleiben. Morgen jedoch drängt ein Termin und du fängst sofort an zu meckern, wenn es nicht gleich hört oder herumtrödelt.

Woher soll das Kind da wissen, was es darf und was nicht?

Sei dir also ganz klar darüber, welches Verhalten du akzeptieren möchtest und welches nicht. Wann ist für dich deine Grenze überschritten und wie möchtest du darauf reagieren?

Überlege dir auch, nach welchem Erziehungsstil du dein Kind erziehen möchtest.

3. Keine Angst vor dem Theater

Du weißt nun, was du duldest und was nicht. Nun musst du es deinem Kinder aber auch vermitteln.

Oft haben Eltern Angst, dass ihr Kind dann anfängt zu weinen oder einen Trotzanfall kriegt. Das Problem ist: Dein Kind spürt Deine Unsicherheit.

Mach dir also erstmal klar, dass es nicht schlimm ist, wenn Du deinem Kind Grenzen setzt. Es muss lernen, dass es nicht immer alles machen kann, was es will. Nur so entwickelt es nach und nach eine höhere Frustrationstoleranz und lernt auch selbst, wie man anderen Grenzen aufzeigt.

Wenn du also merkst, dass du innerlich nervös wirst, atme kurz durch. Bereite dich innerlich auf die Reaktion deines Kindes vor. Mach dir bewusst, WARUM du jetzt trotzdem eine Grenze setzt. Zum Beispeil:

  1. Wenn ich das Matschen verhindere, gibt es Theater. Dennoch ist mir ordentliches Essen wichtig.
  2. Heute kommt Papa/Mama früher nach Hause und mir ist wichtig, dass wir gemeinsam Abendessen.

4. Liebevoll bestimmt sein

Wie kannst du nun dein Kind möglichst freundlich und wertschätzend dazu bringen, dass es macht, was du willst?

Hier gibt es ein paar Sachen, die du beachten solltest:

  • Bleibe möglichst ruhig und gelassen. Je mehr du dich selbst aufregst, desto eher macht auch dein Kind Theater. Nimm das Verhalten deines Kindes nicht persönlich. Es spielt nicht mit Essen um dich zu ärgern, sondern weils es den klebrigen Kartoffelbrei spannend findet. Formuliere möglichst Ich-Botschaften und sag, was du von deinem Kind erwartest. Schau dir dazu gerne mal die Grundlagen der gewaltfreien Kommunikation an.
  1. „Ich möchte, dass der Kartoffelbrei am Teller bleibt. Bitte nimm den Löffel zum Essen… hier… so hältst du ihn m besten.“
  2. „Ich möchte, dass wir jetzt nach Hause gehen. Ich möchte das Abendessen vorbereiten, das schaffe ich sonst nicht. Komm jetzt bitte mit.“

Stell Körper- und Blickkontakt zu deinem Kind her, anstatt es von oben herab oder aus der Ferne herumzukommandieren. Gib ihm die Chance zu reagieren. Kinder sind oft sehr vertieft in ihr Spiel und brauchen ein bisschen Zeit, um zu reagieren. Erwarte als nicht sofortigen Gehorsam, sondern lass ihm etwas Zeit, deinem Wunsch nachzukommen. Klappt es nicht, dann ist der Impuls des Kindes gerade größer als das Streben nach Kooperation. Das ist jedoch völlig normal. Versuche dann dahinter zu kommen, warum der Impuls deines Kindes gerade soviel spannender ist, als mit dir zu kooperieren:

  1. Verhindere ein Herummatschen, indem du mit deinen Händen eine Barriere machst. Schau dein Kind klar und bestimmt an und sag nochmals „Nein – kein Matschen“. Warte bis die Information bei deinem Kind angekommen ist und halte die Barriere solange bis du merkst, das Kind weiß, was du von ihm willst. Macht es dennoch weiter, könnte es ein Zeichen von Sättigung sein. Frage dein Kind: „Hey, das Herummatschen ist für mich ein Zeichen, dass du satt bist. Bist du satt?“
  2. Weigert sich dein Kind stur, den Spielplatz zu verlassen, baue aktiv den Kontakt zu ihm auf. Gehe zu deinem Kind hin, zeige Interesse, was es gerade macht, lass dich kurz auf das Spiel ein. Sobald du den Augenkontakt herstellen konntest, sag ihm nochmals, dass es jetzt Zeit ist heimzugehen. Zeige dein Verständnis, dass es noch gerne weiterspielen mag. Hilf deinem Kind, einen Abschluss zu finden.

5. Reagiere bevor du explodierst

Oft warten wir viel zu lange, bevor wir eingreifen. Innerlich brodelt es jedoch schon und dann explodieren wir irgendwann, was für das Kind dann völlig überraschend kommt. In unserem Kartoffelbrei-Beispiel sieht das dann etwa so aus:

Dein Kind steckt einen Finger in den Brei. Du sagst nichts. Es wischt den Finger auf der Tischplatte ab. Du schweigst. Eigentlich regt es dich aber schon auf. dann grabscht die ganze Hand ins Pürree und verteilt es neben dem Teller. Du schaust gerade auf dein Handy und kriegst es etwas später mit. Dann schimpfst du plötzlich los.

Was lernt dein Kind?

Es lernt, dass ein bisschen Herummatschen okay ist, aber nicht zu viel. Aber wo genau ist nun die Grenze? Darf ein Finger in den Brei? Zwei? Drei? Wie viel darf man auf den Tisch schmieren, bevor Mama ausflippt?

Und was wird dein Kind beim nächsten Essen tun? Es wird austesten, wo deine Grenzen sind. Wenn Du also nicht willst, dass dein Kind mit Essen spielt, reagiere sofort!

6. Bedürfnisse respektieren, statt immer erfüllen

Wie schon gesagt – es geht nicht darum, deinem Kind jeden Wunsch zu erfüllen oder jedes Verhalten durchgehen zu lassen. Versuche jedoch zu verstehen, WARUM sich dein Kind gerade „schlecht“ benimmt.

Welches Bedürfnis verbirgt sich dahinter?

Wenn sich Kinder nicht an Regeln halten und keine Grenzen akzeptieren, hat das immer Gründe (siehe aus „7 Gründe für Ungehorsam“).

Je besser du auf die Bedürfnisse deines Kindes eingehst, desto eher wird es auch auf dich hören. In unseren Beispielen könnte das so aussehen:

  1. „Ich verstehe, dass es Spaß macht, mit dem Kartoffelbrei zu spielen. Der ist aber zum Essen da und nicht zum Matschen. Wir können nachher ein bisschen kneten/mit dem Wasser im Sandkasten matschen/…“
  2. „Ich weiß, dass du gerne noch länger auf dem Spielplatz bleiben möchtest. Wir können morgen wieder herkommen. Und wenn du magst, gehen wir am Sonntag den ganzen Vormittag her. Komm, finden wir eine Lösung, wie du dein Spiel hier nun gut beenden kannst. Magst du noch 3x rutschen? Komm, ich zähl mit…“

So merkt dein Kind, dass seine Wünsche gesehen und respektiert werden, auch wenn sie gerade nicht erfüllt werden können.

7. Werte statt Machtkämpfe

Sobald sich Eltern in Machtkämpfe verwickeln lassen, geht es plötzlich nur noch darum, wer „stärker“ ist und sich am Ende durchsetzen kann. Das hat dann nichts mehr mit Liebe und Respekt zu tun. Außerdem ist es unfair, denn als Elternteil sitzt du natürlich immer am längeren Hebel…

Überlege dir lieber, welche Werte du deinem Kind vermitteln möchtest. Statt irgendwas mit Druck und Gewalt durchsetzen zu wollen, „weil man das so macht“ oder „weil ich das so will“, erziehe dein Kind lieber zu:

  • Gegenseitiger Rücksichtnahme
  • Hilfsbereitschaft
  • Verantwortungsgefühl
  • Einfühlungsvermögen (Empathie)
  • Gerechtigkeit
  • Ehrfurcht vor der Natur
  • usw.

8. Hol es mit ins Boot

Je älter dein Kind wird, desto mehr kannst du es auch bei Erziehungsfragen mit einbeziehen. Frage es beispielsweise, warum es sich jeden Nachmittag so sehr gegen die Hausaufgaben sträubt. Vielleicht hat es selbst Ideen und Vorschläge, was ihm helfen könnte, wie es leichter klappen kann oder was ihm fehlt.

Oft sind Kinder nur deshalb im Widerstand, weil du ständig Druck machst und sich die Fronten schon verhärtet haben.

Steigst du plötzlich aus diesem Teufelskreis aus und beteiligst dein Kind an der Lösungssuche, wird es oft erstaunlich kooperativ.

9. Mit gutem Beispiel voran

Und zu guter Letzt kannst du auch beim Thema „Gehorsamkeit“ deine Vorbildwirkung nutzen.

Was meine ich damit?

Lebe deinem Kind vor, das du dir von ihm wünschst – sei also möglichst ruhig, freundlich und ausgeglichen. Natürlich darfst du auch schlechte Tage haben, an denen du gestresst, müde, gereizt und ungeduldig bist. Versuche das dann nicht an deinem Kind auszulassen, sondern erkläre es. Auch Kleinkinder verstehen schon, wenn du sagst: „Ich habe heute echt miese Laune, tut mir leid, ich sorge jetzt dafür, dass es mir wieder besser geht.“

Kinder brauchen nämlich keine perfekten, stets gut gelaunten Eltern. Sie brauchen Eltern, die ehrlich und authentisch sind und bei denen sie wissen, woran sie sind.

Fazit: Gute Erziehung braucht kein Gehorsam

Auf Gehorsam können wir also sehr gut verzichten. Es gibt viele andere Möglichkeiten, dein Kind zu einem netten, empathischen, respektvollen und hilfsbereiten Menschen zu erziehen. Ich hoffe, ich konnte dir mit diesem Artikel ein paar tolle Anregungen geben.

Lies auch gerne meinen Beitrag zum Thema „Bedürfnisorientierte Erziehung“: Bedürfnisorientierte Erziehung – praktische Tipps für jede Altersstufe.