Konzept

Trauma

Ein Trauma definieren wir als ein (oder mehrere) Ereignis(se), welche(s) die Person überwältigt. Das heißt, Bewältigungsstrategien, Ressourcen und soziale Unterstützungssysteme können nicht (hinreichend) genutzt werden, um das Erlebte verstehbar in die eigene Geschichte zu integrieren. Bei der genaueren Betrachtung können verschiedene Aspekte hilfreich sein, um traumatische Erleben einzuordnen:

  • Häufigkeit und Dauer des Auftretens
  • “Verursacher”
  • Der Prozess des Geschehens

Wir beschreiben Trauma in Anlehnung an Hanswille/ Kissenbeck 2008 anhand 5 verschiedener Komponenten:

  • Auslöser
  • Kontext
  • Dosis
  • Fokus
  • Beziehungsmuster

Der Aufbau und die Gewährleistung von tragfähigen und verlässlichen Beziehungen im Alltag ist dabei ein wesentlicher Baustein der Traumapädagogik. Die soziale und emotionale
Stabilisierung der Kinder sowie der Aufbau von Vertrauen zu sich selbst und zu anderen ist dabei die grundlegende Zielsetzung der Traumapädagogik. Die traumapädagogische Wohngruppe der Landhaus Hollen GmbH hat sich einer Arbeit mit Kindern des Traumatyps II verschrieben.

Grundhaltung

Als ich mich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Als ich mich selbst zu lieben begann, verstand ich, wie sehr es jemanden beeinträchtigen kann, wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzuzwingen, auch wenn ich eigentlich weiß, dass der Zeitpunkt nicht stimmt und dieser Mensch nicht dazu bereit ist – und das gilt auch, wenn dieser Mensch ich selber bin. Heute weiß ich: Das nennt man RESPEKT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich nach einem anderen Leben zu sehnen und konnte sehen, dass alles um mich herum eine Aufforderung zum Wachsen war. Heute weiß ich, das nennt man REIFE.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich verstanden, dass ich immer und bei jeder Gelegenheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin und dass alles, was geschieht, richtig ist – von da an konnte ich gelassen sein. Heute weiß ich: Das nennt man SELBSTVERTRAUEN.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, mich meiner freien Zeit zu berauben, und ich habe aufgehört, weiter grandiose Projekte für die Zukunft zu entwerfen. Heute mache ich nur das, was mir Spaß und Freude macht, was ich liebe und was mein Herz zum Lachen bringt, auf meine eigene Art und Weise und in meinem Tempo. Heute weiß ich, das nennt man EINFACHHEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich von allem befreit, was nicht gesund für mich war, von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen und von Allem, das mich immer wieder hinunterzog, weg von mir selbst. Anfangs nannte ich das „Gesunden Egoismus“, aber heute weiß ich, das ist SELBSTLIEBE.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich aufgehört, immer recht haben zu wollen, so habe ich mich weniger geirrt. Heute habe ich erkannt: das nennt man BESCHEIDENHEIT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet, so lebe ich heute jeden Tag und nenne es ERFÜLLUNG.

Als ich mich zu lieben begann, da erkannte ich, dass mich mein Denken armselig und krank machen kann. Doch als ich es mit meinem Herzen verbunden hatte, wurde mein Verstand ein wertvoller Verbündeter. Diese Verbindung nenne ich heute WEISHEIT DES HERZENS.

Wir brauchen uns nicht weiter vor Auseinandersetzungen, Konflikten und Problemen mit uns selbst und anderen fürchten, denn sogar Sterne knallen manchmal aufeinander und es entstehen neue Welten. Heute weiß ich: DAS IST DAS LEBEN!

Charly Chaplin zu seinem 70. Geburtstag

Eine wesentliche Basis der Traumapädagogik stellt eine Grundhaltung dar, die das Wissen um Folgen von Traumatisierung und biografischen Belastungen berücksichtigt und ihren Schwerpunkt auf die Ressourcen und die Resilienz der Mädchen und Jungen legt. Hierbei bildet eine wertschätzende und verstehende Haltung das Fundament.

Traumatisierte Kinder haben Überlebensstrategien entwickelt, um erlebtes Grauen zu überstehen und diese gilt es in der Funktion und Auswirkung zu verstehen, um ihnen fachlich angemessen begegnen zu können. Der sichere Ort, aus traumapädagogischer Sicht, entsteht im Zusammenspiel von Kindern, PädagogInnen, Fachdiensten, Leitungskräften und Strukturen. Die Entwicklung und Weiterentwicklung eines traumapädagogischen Konzeptes ist als institutioneller, kontinuierlicher Prozess zu verstehen, für den alle Beteiligten an ihrem Platz Verantwortung tragen.

In diesem Zusammenhang wenden wir die Sicht auf den sequentiellen Verlauf von Traumatisierung nach Jegodtka/ Luitjens 2016 an.

Das Konzept der sequenziellen Traumatisierung versteht Traumatisierung als prozessuales Geschehen, welches sich in einem spezifischen historischen und gesellschaftlichen Rahmen vollzieht. Unterschieden werden mehrere Sequenzen:

  • Die Zeit davor- “als alles noch gut war”
  • Der Beginn einer “beunruhigenden” Veränderung
  • Die akute Bedrohung
  • Die bedrohliche Situation hält an- Chronifizierung
  • Die Zeit des Übergangs – ein Ende der Gefahr ist absehbar
  • Die akute Bedrohung ist vorbei – die Zeit danach

Trauma bei Kindern:

  • Kinder sind im besonderen Maße auf den Schutz, die Fürsorge und sichere Bindung durch Erwachsenen angewiesen
  • Kinder sind besonders vulnerabel
  • Ihre Bewältigungsstrategien sind noch nicht entwickelt
  • Je jünger die Kinder umso schwerwiegender wirken die Beeinträchtigungen/ Schädigungen durch traumatische Erfahrungen zum Beispiel auf Lernen und Entwicklung
  • Kinder, die von traumatischen Ereignissen überwältigt wurden, brauchen besonderen Schutz, Zuwendung und Sicherheit in den Beziehungen

Typische Symptome sind zum Beispiel:

  • Vermeidungssstrategien
  • Angst und Panik
  • Regressives Verhalten
  • Sozialer Rückzug
  • Dissoziation
  • Somatische Beschwerden
  • Gewalt

Unsere traumapädagogischen Ansätze sollen dazu beitragen, dass:

  • Die Rechte der Kinder geachtet werden
  • Gewalt als solche benannt wird
  • Kindern gewaltfreie Orte zur Verfügung gestellt werden und Entwicklungsräume geschaffen werden, die im pädagogischen Alltag Prozesse der Stabilisierung und Selbstbemächtigung der Kinder unterstützen.

Daraus ergibt sich, dass die folgenden Haltungsansätze institutionell durchgängig erkennbar sein müssen.

Die Annahme des guten Grundes

„Alles was ein Mensch zeigt, macht einen Sinn in seiner Geschichte!“

Als ich mich selbst zu lieben begann, verstand ich, wie sehr es jemanden beeinträchtigen kann, wenn ich versuche, diesem Menschen meine Wünsche aufzuzwingen, auch wenn ich eigentlich weiß, dass der Zeitpunkt nicht stimmt und dieser Mensch nicht dazu bereit ist – und das gilt auch, wenn dieser Mensch ich selber bin. Heute weiß ich: Das nennt man RESPEKT.

Als ich mich selbst zu lieben begann, habe ich mich geweigert, weiter in der Vergangenheit zu leben und mich um meine Zukunft zu sorgen. Jetzt lebe ich nur noch in diesem Augenblick, wo ALLES stattfindet, so lebe ich heute jeden Tag und nenne es ERFÜLLUNG.

Egal wie wir mit Klienten arbeiten, wir achten ihre Bedürfnisse, sind uns der Selbstorganisation ihrer Systeme bewusst und verstehen unsere Beobachtungen und Interventionen als eine von vielen Möglichkeiten.

Wertschätzung

„Es ist gut so, wie du bist!“

Die Traumapädagogik in der Wohngruppe in Hollen gestaltet einen sicheren Rahmen, in dem den Kindern der Aufbau eines positiven Selbstbildes ermöglicht wird, um ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstbewusstsein wachsen zu lassen. Neben dieser erforderlichen Korrektur nicht funktionaler Einstellungen und Überzeugungen besteht die Notwendigkeit, das Geschehen in die eigene Lebensgeschichte einzuordnen und traumatische Erinnerungsebenen selbst zu regulieren.
Hierzu sind folgende Überzeugungen notwendig:

  • Menschen können wachsen
  • Menschen können Intimität herstellen
  • Menschen können kompetent sein
  • Menschen können sich Sinn und Bedeutung erschließen
  • Menschen können auf ihren eigenen Füßen stehen
  • Menschen können wählen
  • Menschen sind Manifestationen einer Lebenskraft
  • Menschen sind Traumaüberwinder und Überlebenskünstler

Partizipation

„Ich trau Dir was zu und überfordere Dich nicht!“

Die Teilhabe an der Gestaltung der eigenen Lebensbedingungen zählt zu den wichtigen Einflussfaktoren, die zu seelischer Gesundheit führen. Kinder bilden eine positive Motivation vor allem dann aus, wenn sie Erfahrungen auf folgenden drei Ebenen machen:

  • Erleben von Autonomie – Ich kann etwas entscheiden.
  • Erleben von Kompetenz – Ich kann etwas bewirken.
  • Erleben von Zugehörigkeit – Ich gehöre dazu und werde wertgeschätzt.

In ihrem alten Lebensumfeld von Gewalt, Vernachlässigung und/ oder Missbrauch haben traumatisierte Kinder eine extreme, existentielle Form des Kontrollverlustes erfahren. Sie leben in der Erwartung, keinen Einfluss auf sich oder ihr Umfeld zu haben. Ihre Selbstwirksamkeitserwartung ist stark herabgesetzt, teilweise kaum vorhanden. Gerade für diese Mädchen und Jungen ist es unerlässlich, Strukturen und Ansätze zu schaffen, die dem jeweiligen Entwicklungsstand entsprechend, die höchst mögliche Teilhabe gewährleistet.

Bei der Wahl unseres Standortes haben wir auf eine ruhige, landschaftlich schöne Gegend mit hohem Freizeitwert geachtet. Aus diesem Grund wohnen wir fern ab der Ballungsgebiete in einem kleinen Dorf, in dem außer den Schulbussen keine öffentlichen Nahverkehrsmittel zur Verfügung stehen. Besonders hervorzuheben ist bei uns ein vielseitiges Angebot zur Integration Kinder in alle Formen der handwerklichen Ausbildung. Ein vielfältiges Freizeit- und Sportangebot hat auch zu der Entscheidung für diesen Standortes geführt.

Transparenz

„Jeder hat jederzeit ein Recht auf Klarheit!“

Kinder mit belastenden biographischen Erfahrungen haben, in der Regel, Macht und Hierarchie als etwas Missbräuchliches erlebt. Sie haben einen willkürlichen Umgang mit sichernden Strukturen erfahren. Es ist daher von großer Bedeutung, dass diese Kinder einen transparenten verantwortungsvollen Umgang mit Hierarchien, Strukturen und Machtverhältnissen erleben.

Der sichere Ort muss ein Ort der Berechenbarkeit sein und setzt somit ein Gegengewicht zur bisherigen Unberechenbarkeit des Lebensumfeldes. Kinder benötigen Erklärungsansätze, die ihr Verhalten positiv und begründend deuten. Kinder können hierdurch eine verstehende Haltung für die vielfach auch von ihnen selbst als negativ empfundene Verhaltensweise entwickeln.

Als ich mich selbst zu lieben begann, konnte ich erkennen, dass emotionaler Schmerz und Leid nur Warnungen für mich sind, gegen meine eigene Wahrheit zu leben. Heute weiß ich: Das nennt man AUTHENTISCH SEIN.

Spaß und Freude

„Viel Freude trägt viel Belastung!“

Psychische Traumata gehen mit extremen Gefühlen der Angst, Ohnmacht, Scham, Trauer, Wut und Ekel einher. Es ist ein erhebliches Ungleichgewicht in der Belastungswaage der Emotionen. Es gilt daher, die Freudenseite zu beleben und ihr einen besonderen Schwerpunkt zu geben, um die Belastung und Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ins Gleichgewicht zu bringen. Dieser, die Gesundheit als Prozess verstehende (salutogene), Ansatz bringt Kopf und Körper in positives Erleben, das Konstruktivität, Lernen und Entwicklung nachhaltig unterstützt.

Weiter unterstützt Spaß und Lachen die Serotoninausschüttung und setzt so ein Gegengewicht zur erhöhten Adrenalinausschüttung durch ein erhöhtes Stresslevel, in dem sich traumatisierte Kinder befinden.

Kinder, die aus traumatisierenden familiären Bezügen kommen, sind in der Regel „Überlebenskünstler“. Sie haben es geschafft, unter massivvernachlässigenden Bedingungen eine oft beeindruckende Entwicklungsleistung zu vollbringen. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, die vorhandenen Ressourcen zu stärken und neue Ressourcen zu entdecken.

Der Garten ist ein Stück Erde, das der Mensch in seinem Bestreben nach einem Ort voll Harmonie, Friede, Freude und Wachstum nach seinen Bedürfnissen anlegt und gedeihen lässt.
Die Kinder können in unserem Garten zum „Gärtner“ ihres eigenen Lebens werden und über die Gartenpflege und die Sorge um die Tiere wieder zu sich selbst finden.

Professionelle Präsenz

Wir arbeiten in der Wohngruppe der Landhaus Hollen GmbH mit Erkenntnissen aus der Arbeit von Haim Omer (in Anlehnung an Prof. Dr. Arist von Schlippe) und schaffen eine „neue Autorität durch Beziehung“.

Wir verstehen Präsenz als Quelle der Autorität. Wir gehen davon aus, dass Erziehung nur durch Beziehung gelingt und Machtkämpfe der Beziehung schaden. Unsere Ziele sind:

  • Die Schaffung einer neuen Autorität als Haltung
  • Erweiterung der Erziehungskompetenzen
  • Entscheidungssicherheit
  • Kreative Handlungsfähigkeit
  • Wahrung der Autonomie der Kinder

Wir setzen die absolute Bereitschaft voraus, auf körperliche, verbale und psychische Gewalt zu verzichten. Dies bedeutet hartnäckig und standhaft gegenüber destruktiven Verhaltensauffälligkeiten der Kinder zu bleiben und gemeinsam mit einem Unterstützernetzwerk eine Lösung zu finden, in der sich niemand weder gedemütigt noch besiegt fühlt.

Selbstwirksamkeit/ Bemächtigung der Kinder

Förderung des Selbstverstehens

Unsere pädagogische Haltung beruht auf dem Wissen um die Vorgänge im Kopf und Körper der Kinder, die insbesondere bei Trauma und Stress ablaufen. Hierbei ist das Verstehen lernen der eigenen Stresssymptome von Bedeutung. Wir setzen voraus, dass alle Verhaltensweisen für alle Beteiligten jeweils individuell entwicklungslogisch und sinnhaft sind bzw. waren. Dies gilt sowohl für das Verhalten der Kinder als auch für das Verhalten von Eltern, wichtiger Bezugspersonen, Kolleg*innen und bei sich selbst.

Im pädagogischen Alltag bieten wir den Kindern ganz gezielt:

  • Angebote, ihrem Entwicklungsstand entsprechend zu lernen, was in ihrem Gehirn und ihrem Körper, insbesondere bei Stress und Trauma passiert
  • Angebote, um ihnen die sinnvollen Hintergründe von ihren Verhaltensweisen und Reaktionen zu suchen und Ideen von Verhaltensalternativen zu erarbeiten und zu sichern

Förderung der Körper- und Sinneswahrnehmung

Unsere pädagogische Haltung setzt voraus, dass die Pädagog*innen eine gezielte Wahrnehmung für Sinnesreize in der Gruppe entwickeln, sie ihr Nähe–Distanz–Verhältnis reflektiert regulieren und sie sorgen für ausgewogene Balance zwischen Anspannung und Entspannung.

Im pädagogischen Alltag bieten wir den Kindern gezielt:

  • Übungen zur Sinneswahrnehmung
  • Angebote sich und seinen Körper zu spüren und diese Erfahrungen zu formulieren
  • Körpertherapeutische Angebote im Zusammenhang mit Emotionen
  • Angebote zur Regulierung von Nähe und Distanz
  • Entspannungseinheiten zur Versorgung der traumaspezifischen Auswirkungen auf den Körper

Förderung der Emotionsregulation

Unsere pädagogische Haltung basiert auf Selbsterfahrung der Pädagoginnen in den Bereichen Körperwahrnehmung, Empfindungen, eigene Emotionen benennen und ausdrücken und Kenntnisse zur Selbstregulierung der eigenen Emotionen. Ihnen ist das Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung bekannt und wird reflektiert. Sie wissen um die interkulturelle Gebundenheit von Emotionen und den Umgang damit. In Krisen und bei Unsicherheiten werden die Pädagoginnen in ihrer emotionalen Stabilisierung unterstützt.

Im pädagogischen Alltag bieten wir den Kindern gezielt:

  • Angebote, zum besseren Verständnis ihrer Verhaltensweisen, Körperreaktionen, Emotionen sowie die daraus resultierenden Handlungsimpulse
  • Hilfestellung zum Erkennen und Benennen der Stress auslösenden Reize und diese im Umgang mit anderen entsprechend auszudrücken.
  • Möglichkeiten zur Selbstregulierung und emotionalen Stabilisierung sollen dabei trainiert werden.

Förderung der physischen und psychischen Widerstandsfähigkeit (Resilienz)

Unsere pädagogische Haltung setzt sich für die Entwicklung einer gesunden Selbstfürsorge ein und die Pädagog*innen wissen um diese Bedeutung. Sie werden regelmäßig und gezielt darin unterstützt, ihre psychische Belastbarkeit zu erhalten bzw. diese weiter aufzubauen.

Im pädagogischen Alltag bieten wir den Kindern gezielt:

  • Stärkung der Resilienz
  • Angebote zur persönlichen Weiterentwicklung

Förderung der Selbstregulation

Unsere pädagogische Haltung setzt die Kenntnis voraus, dissoziative Verhaltensweisen zu erkennen und Möglichkeiten zur Unterstützung anzuwenden. Die Pädagog*innen kennen die Hintergründe der verschiedenen Formen des Wiedererlebens und deren Auslöser. Sie haben Möglichkeiten zur Unterstützung entwickelt und achten auch auf Körperreaktionen bei den Kindern sowie bei sich selbst. In solchen Fällen können sie Entspannungstechniken, Reorientierungsmöglichkeiten und das Erarbeiten von Notfallstrategien anbieten.

Im pädagogischen Alltag vermitteln wir den Kindern in verschiedenen Angeboten:

  • Erlernen und Verstehen der Funktion von Dissoziation
  • Verstehen von Flashbacks
  • Achtsamkeitsübungen
  • Entspannungs- und Selbstregulationstechniken
  • Reorientierungsmöglichkeiten und Notfallstrategien erarbeiten und erproben

Partizipation

Auf der Basis unserer pädagogischen Haltung haben wir ein wirksames Partizipations-, Kinderschutz- und Beschwerdemanagement Konzept entwickelt (siehe Anhang). Hierbei sind die Pädagog*innen bei der Gestaltung des Arbeitsalltags einbezogen und gestalten diesen insbesondere auch im Hinblick auf arbeitsspezifische Belastungs- und Entlastungsfaktoren mit. Die konzeptionellen Weiterentwicklungen werden durch sie mitgestaltet.

Im pädagogischen Alltag sind die Partizipationsmöglichkeiten sowie die Möglichkeiten des Rückzugs und der Abgrenzung fest verankert. Sie finden sich in allen wesentlichen Bereichen des Zusammenlebens sowie in der pädagogischen Arbeit in Form von Information, Mitsprache, Mitbestimmung und Selbstbestimmung wieder.

Gruppenpädagogik

In Gruppenprozessen und dessen Dynamiken bieten wir den Kindern gezielt als Gruppe individuelle Möglichkeiten und Angebote an, traumabezogene Aspekte zu verstehen und einen zielgerichteten Umgang damit zu erlernen. Dazu gehören Themen wie:

  • Übertragungs- und Gegenübertragungsphänomene
  • Auslösereize (Trigger)
  • Dynamik von Wiedererleben
  • Manipulation
  • Hierarchie und Machtverhältnisse
  • Brisanz sexueller Symptomatiken
  • Enttabuisierung sozialer Ängste (z.B. Angst vor bestimmten Menschen und Situationen, Angst vor Blamage)

Die haltgebenden Strukturen im Alltag, die die emotionale Sicherheit der Kinder unterstützen sind:

  • Rituale
  • Transparenz von Tages- und Wochenstrukturen
  • Transparenz über An- und Abwesenheit der PädagogInnen
  • Transparenz über individuelle Besuche oder Termine
  • Regelmäßige standardisierte Gruppengesprächsrunden
  • Regelmäßige Gruppenaktivitäten

Das Betreuungsteam bietet sich im Gruppenalltag gezielt als Beispiel für die unterschiedlichen Aspekt der Zugehörigkeit und Teilhabe an. So pflegen wir einen gezielten und reflektierten Umgang mit:

  • Konflikten
  • Kommunikation
  • Hierarchie und Machtverhältnisse
  • Geheimnissen
  • Geschlechterrollen
  • Verantwortung
  • Freude und Ausgelassenheit
  • Herkunft

Bindungspädagogik

Für unsere pädagogische Haltung ist es wichtig, die eigenen Bindungserfahrungen mit den daraus resultierenden Erwartungen und Beziehungsfallen zu kennen und diesbezüglich eine sensible Gestaltung ihrer Beziehung zu den Kindern zu gestalten. Hierzu bietet der Arbeitsalltag gezielte Stabilisierungsansätze. Hierzu gehören die Reflexion der täglichen Beziehungsgestaltung, die Versorgung der daraus resultierenden Emotionen sowie die Reflexion über die unterschiedlichen emotionalen Resonanzen der Pädagoginnen auf die Kinder.

Im pädagogischen Alltag erfassen wir zusammen mit ihrem sozialen Umfeld die aktuellen, aber auch die früheren Bindungserfahrungen. Insbesondere:

  • Beziehungserfahrungen und die daraus resultierenden Erwartungen und Gestaltungen
  • Das soziale Umfeld
  • Wichtige stärkende, aber auch verunsichernde Bindungspersonen

In diesem Zusammenhang erhalten die Kinder sicherheitsfördernde Botschaften und Erklärungen, warum und wie sich die Pädagoginnen in bestimmten Situationen verhalten. Dies bedeutet für den Wohngruppenalltag, dass:

  • Die Gruppenregeln transparent gemacht werden
  • Bindungsbedürfnisse werden analysiert und Möglichkeiten erarbeitet
  • Regelmäßige verlässliche Einzelkontakte mit den Pädagog*innen werden angeboten
  • Bindungsrelevante Situationen werden bewusst gestaltet (Übergänge und Trennungen)
  • Die Kinder erhalten verlässliche Bezugspersonen

Elternarbeit

Ausgehend von unserer pädagogischen Haltung berücksichtigen wir die Sorgen und Ängste der Eltern sowie ihre Kompetenzen und lassen sie dies spüren, ohne ihr Fehlverhalten zu bagatellisieren oder zu verleugnen. Hierzu haben die Pädagog*innen Wissen über transgenerationale Weitergabe von Trauma, Grundlagen der systemischen Elternarbeit sowie Ressourcenaktivierung in Familiensystemen erworben.

Der zeitliche Ablauf der Elternarbeit lässt sich in vier Phasen untergliedern. Die Orientierungsphase, die Grundlagen- und Aufbauphase, die Stabilisierungsphase und die Rückführungs- und Ablösungsphase.

In der Orientierungsphase stehen das gegenseitige Kennenlernen, der Vertrauensaufbau, die Auftragsklärung bzw. Zielvereinbarung und der Aufbau einer konstruktiven Kooperation im Vordergrund. Weiterhin wird in dieser Phase darauf hingearbeitet, die Eltern zu entlasten, sie darin zu unterstützen loszulassen und sie nach der i. d. R. zuvor stark belastenden Zeit zunächst zur Ruhe kommen und „durchatmen“ zu lassen. Die Eltern sollen „auftanken“, für sich selbst
sorgen und zu einem normalen Alltag zurückfinden. Hierzu werden sie für mindestens einen Monat weitestgehend von der erzieherischen Verantwortung und jeglichen Anforderungen freigestellt, indem die zu leistenden Erziehungsmaßnahmen in vollem Umfang von der Einrichtung übernommen werden.

In der folgenden Grundlagen- und Aufbauphase wird die Realisierung der definierten Zielvereinbarungen angestrebt. Die Eltern werden zunehmend in die pädagogische Arbeit einbezogen. Je nach vorrangigem Thema der Elternarbeit wird die hierzu geeignete Fachkraft – Erziehungsleitung, Gruppenleitung oder Bezugsbetreuung – für die federführende Durchführung der vertiefenden Elternarbeit definiert. Nach einem Besuch dieser Fachkraft in der Familie, fahren die Kinder in vierzehntägigem Rhythmus für je ein Wochenende zu ihren Eltern nach Hause. Über die Gestaltung und Strukturierung dieser Wochenenden wird ein zunehmender Abgleich und ein einheitliches erzieherisches Vorgehen angesteuert. Die Eltern werden in kleinen Schritten mehr und mehr in die Verantwortung genommen und gleichzeitig in der für sie erforderlichen Weise unterstützt. Hierzu findet ein enger Austausch zwischen den Gruppenbetreuern und den Eltern statt. Regelmäßige wöchentliche Telefontage sowie telefonische Absprachen vor und nach den Wochenendheimfahrten dienen dem Austausch über aktuelle Besonderheiten und der Vereinbarung durchzuführender Maßnahmen. Auf diese Weise soll eine maximale Transparenz des Vorgehens geschaffen werden. Zur Festigung der Zusammenarbeit werden gemeinsame Aktionen mit den Eltern durchgeführt. Hierzu zählen Tagesbesuche des Bezugsbetreuers mit dem Kind bei den Eltern, Einladung der Eltern zu gemeinsamen Veranstaltungen oder besonderen Anlässen innerhalb der Einrichtung (z.B. Geburtstag, Weihnachtsfeier, Wochenendaktivitäten, o.ä.). Hierbei besteht für die Eltern die Möglichkeit, in dem hierzu eingerichteten Elternzimmer in der Einrichtung zu übernachten. Persönliche Gespräche, die wechselweise im Haushalt der Eltern und in der Einrichtung stattfinden, dienen der vertiefenden Elternarbeit, hinsichtlich der definierten Zielsetzungen. Dies sind in vielen Fällen der Abbau von Überlastungs- und Versagensgefühlen, (Re-)Aktivierung der Ressourcen der Eltern, Steigerung der Autorität und der Erziehungskompetenz, Strukturierung des Tagesablaufs, Anleitung und Hilfestellung in konkreten Erziehungssituationen, konsequentes Handeln und Grenzen setzen, Regulation des oft übermäßigen Medienkonsums, entwicklungsförderliche Anforderungen an die Kinder stellen, Aushalten von Widerständen und Umgang mit Verweigerungsverhalten der Kinder u. v. m.. Eine in dieser besonderen Situation der Fremdunterbringung und dem Streben jedes Kindes zu seinen Eltern zurückzukehren ist, die in nahezu jedem Einzelfall zu bewältigende Herausforderung, dem Versuch des Kindes die Erwachsenen gegeneinander auszuspielen, standzuhalten, was ein hohes Maß an Transparenz, Vertrauen und maximaler Kooperation zwischen den Erwachsenen erfordert. Die Kinder neigen dazu jegliche Schwachstellen auszunutzen, um kurzfristige Vorteile für sich zu erheischen. Um dem zu begegnen, werden die Sorgen und Ängste der Eltern, bestehende Konflikte, tabuisierte Themen und festgefahrene Umgangsformen und unbewusste Handlungsimpulse thematisiert und adäquate Lösungswege erarbeitet. Häufig haben die Eltern die Führungsrolle gegenüber dem Kind verloren, so dass es in der Grundlagen- und Aufbauphase zusammenfassend darum geht, die Eltern in diese Führungsposition zurückzubringen. Die Wochenenden und Ferien werden hierzu als Übungsfeld genutzt, in dem die Eltern ihre erweiterten Kompetenzen anwenden und trainieren. Zur Unterstützung erhalten die Eltern während dieser „Trainingszeit“ bei Bedarf telefonische Soforthilfe. Ebenso wird ihnen zusätzliche Sicherheit gegeben, indem sie für den Fall der Überforderung auf die Option zurückgreifen können, das Kind jederzeit von Zuhause abholen und in die Einrichtung zurückbringen zu lassen bzw. dies nötigenfalls als erzieherische Maßnahme anzuwenden.

In der Stabilisierungsphase wird die Intensität der Elternarbeit sukzessiv zurückgefahren und die erzieherische Verantwortung (für die Gestaltung der Wochenenden und Ferienzeiten) zunehmend auf die Eltern übertragen. Die intensive formende und anleitende Hilfeleistung wird in die Form des Coachings übergeleitet. Im weiteren Verlauf wird lediglich bei akutem Handlungsbedarf in den Erziehungsprozess eingegriffen und entsprechende Unterstützung geleistet. Sofern eine Stabilisierung des Verhaltens des Kindes wie auch der familiären Situation zu beobachten ist, wird der Umfang der Kontakte ausgedehnt, so dass das Kind mehr Zeit (jedes Wochenende, verlängerte Ferienbesuche oder Sonderheimfahrten) zuhause verbringt.

In der Rückführungs- und Ablösungsphase schließlich wird je nach Zielvereinbarung die Rückführung in den Haushalt der Eltern oder die Verselbständigung (etwa in Form des Betreuten Wohnens) vorbereitet. In dieser Phase stehen die Planung, Vorbereitung und Umsetzung der notwendigen organisatorischen Angelegenheiten sowie die Sicherstellung der weiterhin positiven Entwicklung im Anschluss an die stationäre Versorgung im Vordergrund. Die Eltern werden hinsichtlich der rechtzeitigen Anmeldung in der weiterführenden Schule oder der Bewerbung um einen geeigneten Ausbildungsplatz wie auch der sozialen Integration, der Unterstützung des Kindes im Aufbau eines Freundeskreises, der Planung der künftigen Freizeitgestaltung, der Kontaktaufnahme zu Sportvereinen etc. beraten und angeleitet. Darüber hinaus wird die Verfügbarkeit privater Stützsysteme besprochen, der Bedarf an weiterführenden ambulanten Hilfen erörtert und – sofern als notwendig erachtet – in Absprache mit dem Jugendamt in die Wege geleitet. Dasselbe gilt für den Weg der Verselbständigung. Hier gilt es zusätzlich die Kinder wie auch die Eltern in den spezifischen Anforderungen von der Wohnungssuche bis hin zum Ablösungsprozess des Kindes vom Elternhaus (und der Einrichtung) sowie der erforderlichen Nachbetreuung zu unterstützen. Sind Eltern aufgrund verschiedenster Problemlagen den erzieherischen Anforderungen dauerhaft nicht gewachsen, ist es uns wichtig, sie trotzdem mit in den Prozess mit einzubeziehen, auch wenn das Kind dauerhaft in der stationären Jugendhilfe bleiben soll. Im pädagogischen Alltag erleben die Kinder:

  • Aktive Unterstützung bei der Gestaltung von förderlichen Kontakten zu Eltern, Geschwistern und anderen Familienangehörigen.
  • Die Möglichkeit zur Teilhabe an gemeinsamen Traditionen und Festen.
  • Die Einbindung von Familienmitgliedern in bedeutsame Lebensereignisse (Schulbeginn, Abschlussball, Geburtstage etc.)
  • Biographiearbeit
  • Unterstützung bei Loyalitätskonflikten
  • Bearbeitung von Verschiebungen in der familiären Verantwortungsrolle
  • Hilfe und Unterstützung bei Elternkontakten unabhängig von Form und Dauer der Kontakte
  • Unterstützung in Bezug auf ihre familiären Wunschvorstellungen, Übertragungen, Träume, Rückblenden oder Erinnerungen

im pädagogischen Alltag erleben die Eltern:

  • Zu Beginn die Herstellung eines Konsenses und den Aufbau einer konstruktiven Kooperation im pädagogischen Vorgehen
  • Umfassende Informationen über die pädagogische Arbeit der Einrichtung und ihre Bedeutung in diesem Prozess
  • Anleitung zu Erlernen von empathischem Umgang mit ihren Kindern
  • Eine Steigerung der Erziehungskompetenz
  • Den Umgang mit Verhaltensweisen und spezifischen Entwicklungsprozessen der Kinder (Entwicklungsphasen im Kindesalter, Pubertät, bis hin zur Loslösung von den Eltern)
  • Bewältigung von intrafamiliären Konflikten
  • Stärkung der Persönlichkeiten der Eltern
  • Unterstützung in der Bewältigung persönlicher Schwierigkeiten

Hierzu haben wir folgende Standards in unserer Einrichtung entwickelt:

  • Einbezug aller Beteiligten im Diagnoseprozess
  • Klare Zuständigkeiten
  • Klare Kommunikationsstrukturen
  • Klare Abgrenzung
  • Klare Formulierung der Grenzen, Möglichkeiten, Alternativen und Ziele

Institutionelle Standards

Grundlage unseres Handelns ist die feste Absicht für die Umsetzung der o.g. Ziele und Haltungen auf allen Ebenen und für alle Menschen in unseren Einrichtungen zu sorgen.

Qualitätsmanagement

Wir verstehen Qualitätsmanagement als einrichtungsbezogenes Konzept der Qualitätsverbesserung und der Selbstevaluation, das den Schwerpunkt auf die partizipative Formulierung von Zielen und die Verbesserung einer prozessorientierten Arbeitsweise legt.

Wir sehen Qualitätsmanagement als eine wichtige Leitungsaufgabe an, die alle Mitarbeitenden für diesen gemeinsamen Prozess motiviert, der zu einer weitreichenden Identifikation mit den Qualitätszielen und -verfahren führt. Der Gesamtprozess der Qualitätsentwicklung erfolgt auf der Basis von definierten Standards, der fachlichen Begleitung, Beratung und Qualifizierung durch eigene Mitarbeitende, welche durch externe Instanzen ergänzt wird.

Strukturqualität

  • Fortschreibung des Leitbildes und der Konzeption
  • Qualifikation des Personals
  • Zuständigkeitsregelungen (Stellenbeschreibungen)
  • Einsatzplanung/Auslastung
  • Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • Fachberatung, pädagogisches Controlling, Supervision
  • Fachliche Vernetzung

Prozessqualität

Prozessqualität beschreibt die Sicherstellung grundlegender Elemente des Hilfeprozesses inklusive der Darlegung der dazu genutzten Instrumente, Verfahren und Methoden für:

  • Erstgespräche mit Nachfrager*innen
  • Umsetzung des Hilfeplans
  • Entwicklung eines Handlungsplans
  • Zusammenarbeit mit Eltern
  • Förderung der Eigenverantwortung
  • Altersentsprechende Nutzer*innenbewertung (Beteiligung von Eltern sowie der jungen Menschen bezogen auf den Prozess)
  • Aufarbeitung persönlicher Defizite der jungen Menschen
  • Soziale, schulische und berufliche Leistungen

Ergebnisqualität

Die Darstellung der Ergebnisqualität enthält eine Bewertung zum Grad der Zielerreichung in Bezug auf die Schwierigkeiten und Probleme, die am Beginn einer Hilfe standen. In jedem Fall in den Feldern:

  • Stand der sozialen Integration (in der Lebenswelt)
  • Stand der Integration im Familiensystem
  • Persönlichkeits- und Sozialisationsentwicklung
  • Beschreibung der Veränderungen in den, mit den KlientInnen erarbeiteten Entwicklungszielen
  • Altersentsprechende Nutzer*innenbewertung (Beteiligung von Eltern sowie der jungen Menschen bezogen auf das Ergebnis)

Die Einschätzung der Veränderungen erfolgt durch Selbst – und Fremdbewertung durch:

  • Träger (Familienarbeiter*in und Berater*in)
  • Betroffene (Kinder)
  • Eltern
  • AfSD (fallführende/r Sozialarbeiter*in)
  • ggf. Lehrer*innen und weitere relevanten Personen

Qualität in den Handlungsfeldern der Erziehungshilfe entsteht aus einem komplexen Bedingungsgefüge und in einer Wechselwirkung verschiedener Faktoren. Konkrete Arbeitsergebnisse im Bereich „Hilfen zur Erziehung“ entstehen immer in einer Koproduktion von Hilfesuchenden (Klient*innen) und professionellen Helfer*innen (Mitarbeitende). Einfluss auf unsere Arbeit haben auch schwer fassbare, subjektive Faktoren, Leistungen vorheriger Helfersysteme und zeitgleich wirkende Faktoren, auf die wir nur unmittelbar oder gar nicht Einfluss nehmen können.

Qualitätsentwicklungsprozesse müssen auch im Kontext der Handlungen von öffentlichen und freien Trägern der Jugendhilfe betrachtet werden, bei denen es viele Nahtstellen und gemeinsame Handlungsfelder gibt.

Personalentwicklung und -förderung

Wir setzen ausschließlich pädagogische Fachkräfte, analog der Leistungsbeschreibungen in den jeweiligen Angeboten ein. Die fachliche Leitung obliegt ausschließlich der pädagogischen Leitung. Die betriebswirtschaftliche Leitung sowie die Verwaltungsleistungen werden von der Geschäftsführung erbracht. In der Wohngruppe führt, neben den Pädagog*innen, eine Hauswirtschaftskraft die hauswirtschaftlichen Leistungen durch und wird hinsichtlich der Instandhaltung des Gebäudes durch einen Hausmeister ergänzt. Darüber hinaus werden Qualifizierungsmodule in den Bereichen handwerkliches Geschick und hauswirtschaftliche Fertigkeiten angeboten und durchgeführt. Eingesetzt in der Wohngruppe werden mit insgesamt 8 Vollzeitstellen:

  • Dipl. Sozialpädagog*innen bzw. Dipl. Sozialarbeiter*innen,
  • Diplom Pädagog*innen
  • Gestalttherapeut*innen
  • Erzieher*innen
  • Heilpädagog*innen
  • Arbeitspädagoge mit Anerkennung anstelle einer Fachkraft

Die Mitarbeitenden verfügen über eine, meistens langjährige Berufspraxis, oft auch in verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit. Diese Fachkräfte erhalten durch unsere pädagogische Leitung eine fortlaufende Qualifizierung und Beratung im Hinblick auf die Anforderungen im Bereich der Hilfen zur Erziehung im Rahmen von Fachberatung sowie interner Weiterbildung. Schwerpunktmäßig qualifizieren wir unsere Mitarbeitenden in Richtung ressourcen- und lösungsorientierten Denk- und Arbeitsansätzen in der traumapädagogischen Arbeit.

Eine externe Beratung und Qualifizierung erfolgt durch Supervision und externe Maßnahmen zur Fortbildung bzw. im Rahmen von beruflicher Weiterbildung.

Die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Mitarbeitenden ist ein wesentlicher Teil unserer Personalentwicklung. Wir definieren Personalentwicklung als die geplante, anforderungsgerechte Qualifizierung der Mitarbeitenden unter Berücksichtigung ihrer persönlichen Bedürfnisse, Werte und Normen durch den Einsatz systematischer Personalentwicklungsinstrumente und -maßnahmen mit der Absicht, Unternehmensziele und persönliche Ziele der Mitarbeitenden einander anzunähern.

In einer Reihe von Arbeitsbesprechungen, Konferenzen und internen Fachtagen werden unseren Mitarbeitenden fortlaufend über interne Arbeitsprozesse informiert und sind gleichzeitig aufgefordert Verbesserungsvorschläge einzubringen und diese noch einer gemeinsamen Abstimmung umzusetzen.

Personalentscheidungen (z.B. Einstellungen) erfolgen in einem transparenten und nachvollziehbaren Prozess unter Beteiligung von den relevanten Personen. Sowohl fachliche Kompetenzen als auch persönliche Qualitäten sind gleichermaßen für eine Entscheidung für eine dauerhafte Zusammenarbeit ausschlaggebend. Regelmäßig einmal jährlich finden strukturierte Mitarbeitergespräche zwischen Geschäftsführung, pädagogischer Leitung und Mitarbeitenden statt, um eine zielgerichtete, verbindliche und nachhaltig erfolgreiche Zusammenarbeit abzusichern.

Ausstattung

Das Landhaus Hollen liegt in ländlicher Alleinlage. Die Lage des Hauses inmitten von Wiesen und Feldern gewährleistet ein wirkliches „Zur-Ruhe-Kommen“ bei reduzierten Reizeinflüssen von außen.

Wir möchten Kinder aus einem angespannten sozialen Umfeld/ einer zugespitzten Situation für eine begrenzte Zeit herauszulösen und in einer reizarmen Umgebung unterbringen, um die Krise in einem unbelasteten Kontext zu bearbeiten. Dafür stehen 7 Plätze zur Verfügung. Das stationäre Angebot der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Landhaus Hollen richtet sich an Kinder, die in ihrem bisherigen Lebensumfeld keine ausreichenden Fördermöglichkeiten für ihre weitere Entwicklung erhalten konnten. Ein eigenständiges Leben können die Heranwachsenden aufgrund ihrer Entwicklung noch nicht führen. Eine stationäre Hilfe bedeutet eine räumliche Distanz zum belasteten Herkunftsmilieu und dessen spezifischen Gefährdungen für die Kinder.

Bei der Wahl unseres Standortes haben wir auf eine ruhige, landschaftlich schöne Gegend mit hohem Freizeitwert geachtet. Aus diesem Grund wohnen wir fern ab der Ballungsgebiete in einem kleinen Dorf, in dem außer den Schulbussen keine öffentlichen Nahverkehrsmittel zur Verfügung stehen. Eine Anbindung an die Autobahn A 28 ist mit dem PKW in fünf Minuten zu erreichen. Der nächste Bahnhof liegt 7 km entfernt in Augustfehn. Größere Geschäfte und alle gängigen Schulformen sind in den umliegenden Dörfern und Städten angesiedelt. Besonders hervorzuheben ist bei uns ein vielseitiges Angebot zur Integration Kinder in alle Formen der handwerklichen Ausbildung. Ein vielfältiges Freizeit- und Sportangebot hat auch zu der Entscheidung für diesen Standortes geführt.

Bei unserem Haus handelt es sich um ein ehemaliges Landhaus auf etwa 3000 m² Grundstück, die wir als Zier-, Nutz- und Therapiegarten angelegt haben. Mehrere Lauben laden zum Grillen, Entspannen und auch zum therapeutischen Arbeiten ein. Der Garten ist unser „3. Erzieher“. Vor dem Haus befinden sich großzügig angelegte Parkmöglichkeiten. Die 280 m² Wohnfläche unseres Hauses bieten genügend Raum für persönliche Rückzugsorte.

Unser gesamter Wohnbereich steht grundsätzlich auch für unsere Kinder offen, wobei für jeden individuell abgestimmt wird, wie viel Integration gewünscht und pädagogisch sinnvoll ist. Das Ambiente unseres Hauses ist familiär und gemütlich. Die wichtigsten Räume sind unsere Küche und das Esszimmer, da gemeinsame Mahlzeiten mit viel Zeit für Gespräch und Spiel einen hohen Stellenwert haben.

„Onkel Schmidt“, der früher an dieser Stelle einen Landhandel und später eine ostfriesische Pension betrieben hat, schrieb mit seiner sozialen Ader hier Geschichte. Er ist unser guter Hausgeist.

Bei uns gibt es für die Kinder zwei unterschiedliche Wohnmöglichkeiten. Unser Haus verfügt zum einen über 7 ausgebaute Zimmer mit eigenem Badezimmer und Fernsehanschluss. Oben im Dachgeschoss im Flurbereich gibt es noch die Möglichkeit in einer kleinen gemütlichen Sitzecke zum Reden, Basteln und „Chillen“.

Für jüngere Kinder stehen in unserem Wohnbereich 2 schöne helle Zimmer im Untergeschoss, getrennt von den Älteren, für die das Obergeschoss reserviert ist, zur Verfügung. Die Zimmer der jüngeren Bewohner befinden sich in unmittelbarer Nähe des Betreuerzimmers und direktem Zugang zu den alltäglichen Lebens- und Arbeitsräumen alle Mitarbeiter. Die Gestaltung der Räume erfolgt in jedem Fall bei Einzug nach den Wünschen der Kinder.

Im Obergeschoss ist ein gemütliches Elternzimmer eingerichtet. Dieses Zimmer kann auch für Geschwister und andere kurzfristige Besuche genutzt werden. Bei Bedarf ist für die Eltern während ihrer Anwesenheit eine Mitarbeiterin mit zusätzlicher Ausbildung in systemischer Beratung vor Ort.

Die Einbindung der Eltern bildet den Kern unseres Konzeptes. So begleiten wir die Eltern sowohl bei alltäglich wiederkehrenden Tätigkeiten als auch in pädagogischen Schlüsselsituationen, die für die Eltern-Kind-Beziehung besonders wichtig sind.

Für unsere Mitarbeiter steht ein helles eingerichtetes Dienstzimmer zur Verfügung. Die Besprechungsecke ist freundlich gestaltet. Dienstbesprechungen und Elterngespräche finden in geschützter Atmosphäre im therapeutischen Pavillon oder in Therapieräumen in Aurich statt. Darüber hinaus ist das Verwaltungsgebäude im Haus integriert und verfügt über separate Zugänge.

Die Ausstattung der Wohngruppe Landhaus Hollen bildet den engeren Rahmen, in dem die traumapädagogische Haltung gelebt und die Methoden umgesetzt werden.

Personalschlüssel und Qualitätsmerkmale

Mitarbeitende der Wohngruppe Landhaus Hollen erhalten:

  • Fortlaufende Weiterentwicklung des pädagogischen Konzeptes und der professionellen Kompetenzen
  • Fachliche Kontakte zu vergleichbaren Einrichtungen und externen Diensten
  • Arbeitsplatzbeschreibung und Personalführung sowie Sicherstellung einer klaren Rollenverteilung durch Vorgesetzte
  • Monatliche Supervision im Team durch externen qualifizierten Supervisor
  • Leitende Mitarbeitende erhalten Leitungssupervision
  • Ein- und weitere Durchführung von kollegialer Beratung in Form von Teamentwicklung und Fallarbeit
  • Abstimmung pädagogischer Vorstellungen und deren Umsetzung durch Strukturieren des Alltags, Kommunikationsstile und Haltungen
  • Regelmäßige Dienstbesprechungen mit Leitung und Team (wöchentliche ca. zweistündige Team- und monatliche ca. 2,5 stündige Fallbesprechungen)
  • Regelmäßige pädagogische Fachkonferenzen im Team und kollegiale Beratung
  • Eingeplante Übergabezeiten zwischen den Diensten (ca. 15 Minuten)
  • Einarbeitung neuer Mitarbeitende
  • Regelmäßige Fortbildung (intern und extern): Jede Fachkraft nimmt pro Jahr an mind. drei eintägigen Fortbildungsveranstaltungen z.B. verbindliche Teamtage und Fachworkshops teil

Interdisziplinäre Vernetzung und Kooperation

Kontakt mit Gleichaltrigen

Der pädagogische Alltag bietet den Kindern gezielt:

  • Angebote, Begegnungsräume und Möglichkeiten ihre sozialen Kompetenzaspekte zu fördern (z.B. Sprache, Empathiefähigkeit, Perspektivwechsel, Kooperationsverhalten etc.), als Voraussetzung zur Teilhabe in einer Gemeinschaft.
  • Aktive Unterstützung vorhandene Kontakte zu pflegen.
  • Möglichkeiten zur Teilhabe in gesellschaftlichen Gemeinschaften (z.B. Vereine, Kirche/Religionsgemeinschaften, Clique, etc.)

Jugendamt

In der Arbeit mit den zuständigen und dem örtlichen Jugendamt gelten folgende Standards für die Zusammenarbeit:

  • Herstellung einer gemeinsamen Wissensbasis zu Traumatisierung im Allgemeinen und in der Arbeit mit den zuständigen Jugendämtern im Besonderen auf den jeweiligen Fall bezogen.
  • Traumasensible Hilfeplanung unter feinfühliger Beteiligung der Kinder
  • Konsequente Anwendung des §35a SGBVIII bei Hilfen für traumatisierte Mädchen und Jungen

Schule

Unter Berücksichtigung der individuellen Beteiligungsmöglichkeiten der Kooperationspartner*innen besteht seitens der Pädagog*innen das Angebot eines engen Kooperationssystems Schule- Pädagog*innen- Kind in dem:

  • Zusammenhänge der vorhandenen emotionalen Ausgangslage und der daraus resultierenden Herausforderungen fürs Lernen erfasst werden.
  • Individuelle Fördermöglichkeiten unter Berücksichtigung vorhandener traumarelevanter Emotionslagen (Scham, Schuld, Angst, Demütigung, Selbstunwirksamkeitserwartung) und intellektueller Möglichkeiten (IQ, Grübelzwang, Dissoziationsneigung, Unkonzentriertheit, Impulsdurchbrüche) erarbeitet werden.
  • Schulbegleitungen können vom Träger hinzugezogen werden

Therapie

  • Einrichtungsinterne Möglichkeit zur Therapie
  • Arbeit von Therapie und Pädagogik am gemeinsamen Auftrag
  • Regelmäßiger Austausch zwischen den beteiligten Professionen in gemeinsamen Fallbesprechungen etc.

Kinder- und Jugendpsychiatrie

Eine enge Zusammenarbeit mit der zuständigen KJP wird erarbeitet und gepflegt, um Notfallinterventionen zu ermöglichen.

Gemeinwesen

  • Durch unsere multisystemeische Sichtweise beziehen wir den Sozialraum (Nachbarschaft, Peers, Vereine, Kirchen, offene Jugendarbeit, Polizei etc.) in das Helfer- und Unterstützer*innensystem mit ein.
  • Durch gezielte Gespräche und Veranstaltungen vermitteln wir unter Einhaltung von Transparenz und dem persönlichen Schutz der Kinder, traumabezogenes Wissen im Gemeinwesen.
  • Initiierung bzw. Teilnahme an „Runden Tischen“ im Sozialraum