Alles Trauma oder was!?

Am 10. und 13. November 2023 nahmen insgesamt 25 Mitarbeitende der Landhaus Hollen GmbH an der zweiteiligen Inhouse-Fortbildung „Alles Traum oder was!?“ teil. Als Gäste waren der Pädagogische Leiter und eine Teamkollegin aus dem Moritzhaus in Berod angereist. Die Grundlagen traumasensibler Pädagogik wurden vermittelt von Jürgen Weihrauch, Gründer und Gesellschafter von Sturmfänger, einem Zentrum für Traumapädagogik mit Sitz in Ihlow.

Im großen Saal der Gemeinde Hollen ging es zunächst um theoretische Erörterungen der Begrifflichkeiten, wobei „Traumapädagogik“ im Sinne des traumainformierten Ansatzes oder der traumainformierten Pädagogik durch die Umschreibung „Pädagogik des sicheren Ortes“ ersetzt wurde. Jürgen Weihrauch erläuterte in diesem Zusammenhang die Unterschiede zwischen Traumatherapie und Traumapädagogik und machte damit die Aufgabe der Zuhörenden in der Arbeit mit traumatisierten Kindern in Wohngruppen deutlich.

Mit dem Zitat „Das Ungeheuer Trauma zerfrisst die Seele des Kindes!“ von Bernd Ruf führte der Traumafachberater und Traumapädagoge Weihrauch in die komplexe Thematik „Trauma“ ein. Er stellte verschiedene Trauma-Typen und deren Ursachen vor und veranschaulichte mit vielen Beispielen aus seiner langjährigen Praxis die Reaktionen, die daraus resultieren und die möglichen Langzeitfolgen, die traumatische Erlebnisse für die Betroffenen haben können.

Spannend war auch der Ausflug in die Neurowissenschaften, um die Besonderheiten des Traumagedächtnis‘ zu erfassen. Welche Veränderungen kann eine Traumatisierung im Gehirn auslösen und welche Folgen hat das? Was bedeutet das für die Einschätzung mancher Reaktionen von traumatisierten Kindern? Und schlussendlich: Wie richte ich meine Handlung in der Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen darauf aus? Diese Fragestellungen wurden anhand weiterer Praxisbeispiele verständlich bearbeitet. Konsens: Mit Hilfe von lösungs- und ressourcenorientieren Ansätzen kann ein traumapädagogisches Konzept eine emotionale Stabilisierung in einem sicheren emotionalen Rahmen erzeugen. Grundlegend ist „die Erkenntnis, dass die sogenannten Verhaltensauffälligkeiten und Störungen als normale Reaktionen auf unnormale Ereignisse zu verstehen sind“, machte Jürgen Weihrauch begreiflich.

In der sogenannten traumapädagogischen Triade zwischen dem Kind, der Struktur, in der es sich befindet und den Mitarbeitenden bedarf es grundsätzlicher Voraussetzungen: Neben Sicherheit und struktureller Klarheit ist es im wesentlichen die Haltung dem Kind gegenüber, die von Wertschätzung, Transparenz, partizipativer Allianz und – last but no least – von Spaß und Freude geprägt sein sollte. „Alle Handlungen und Routinen sind auf die Aspekte Verlässlichkeit und Vertrauen auszurichten“, so der Experte. Das verschaffe den Kindern ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit.

Um dieses Ziel zu erreichen bedarf es jedoch auch der Selbstreflexion der Mitarbeitenden. Unter dem Motto „Angemessene Distanz macht handlungsfähig“ rät Jürgen Weihrauch gut für sich und die eigene Stabilität zu sorgen, um in belastenden Situationen ruhig und gelassen reagieren zu können.

Mit Fantasie, Engagement und Teamgeist eine freitragende Brücke bauen: Training für den Alltag in traumatherapeutischen Intensivwohngruppen
Höchste Konzentration
Freude über den Erfolg

Alles Fotos und Text: Landhaus Hollen/AF