Ferienfreizeit in Ungarn

Auf dem Weg ins Unbekannte. Die ersten Berge sind zu sehen, die Nacht bricht an. Noch sind es viele Stunden Autofahrt bis zur kleinen Stadt Nagybajom im Südwesten Ungarns.

Die Aufregung war monatelang greifbar und das Kribbeln der Vorfreude bei allen spürbar. Am Abend des 6. Juli 2025 war es dann endlich so weit. Die Koffer und Taschen sowie genügend Wegzehrung für die 15-köpfige Reisegruppe waren in den Fahrzeugen verstaut, so dass der kleine Konvoi mit Kindern und Betreuern der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung Landhaus Hollen GmbH sich in Richtung Südosten in Bewegung setzen konnte. Insgesamt 16 Stunden dauerte die Fahrt zum Zielort Nagybajom in Ungarn. Zu dieser kleinen Gemeinde besteht schon seit Jahrzehnten eine ökologische Städtepartnerschaft mit der Gemeinde Schortens. Für die meisten Kids aus dem Landhaus aber war es die erste große Reise ins Ausland – ein Abenteuer, das sie so schnell nicht vergessen werden.

Am Rande des etwa 3.300-Seelen-Ortes liegt ein Internat, das zur ungarischen Ferienzeit leer steht und indem die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen aus Hollen und Hesel sich ausbreiten konnten. Der Bürgermeister hieß die deutsche Reisegruppe willkommen und fortan waren alle angehalten, ihre Englischkenntnisse zu nutzen, um sich zu verständigen. In einer ersten Fragerunde mit dem Ortsvorsteher klappte das bei allen schonmal ganz prima.

Ganz oben auf der Aktivitäten-Wunschliste stand ein Besuch in Ungarns Hauptstadt Budapest. In der wunderschönen Stadt, die durch die Donau in die Stadtteile Buda und Pest geteilt ist, gab es viel kaiserlich-königlichen Prunk, aber auch sehr Modernes zu sehen. Ein bisschen Shopping durfte natürlich auch nicht fehlen.

Die Kettenbrücke als bekannteste, älteste und vielleicht schönste Brücke führt über die Donau und verbindet die Stadtteile Buda und Pest.
Blick vom Burgberg auf den Stadtteil Pest.
Die Matthiaskirche im historischen Stadtteil von Buda war die erste Kirche auf dem Burgberg. Sie gehört zum UNESCO-Welterbe.

Einen gelungenen Abschluss fand dieser Tag bei einem kleinen, abendlichen Open-Air-Konzert mit original ungarischer Musik. Auf einer Anhöhe konnten dabei alle den Blick auf die Stadt mit ihren vielen, funkelnden Lichtern genießen.

Traumhaftes Panorama auf das nächtliche Budapest mit den malerischen Brücken und dem imposanten Gebäude des Ungarischen Parlaments direkt am Donau-Ufer.
Burgpalast im Süden des Budabergs.

Ein weiterer Höhepunkt war der Ausflug in Ungarns ländliche Vergangenheit. Auf einer kleinen, geführten Tour durch das Freilichtmuseum in Kisbajom sahen die Ferienkinder und ihre Begleiter traditionelle Wohnhäuser mit Lehmwänden, eine reformierte Kirche von 1847 und einen historischen Bauernhof, der zugleich als Gnadenhof für alte oder verstoßene Tiere genutzt wird. Dort konnten die Kinder sich austoben und mit den Tieren zusammen sein.

Auf dem Gnadenhof konnten die Kinder und Jugendlichen sich mit Kühen, Ziegen, Hunden und anderen ausgesetzten Tieren beschäftigen.

Allgemein war die Tierwelt ein immer wiederkehrendes Thema auf der Reise, denn die auch bei uns eher seltenen Störche konnten des Öfteren aus nächster Nähe beobachtet werden. Nagybajom wurde wegen der vielen Storchennester vor vielen Jahren sogar zum Europäischen Storchendorf ernannt. Aber auch zahlreiche andere Vogelarten wie Seeadler und Moorenten sowie Sumpfschildkröten und Fischotter werden hier regelmäßig gesichtet.

Ein ganz anderes Wesen spielte bei einem Ausflug zur Sternwarte eine Rolle: Der Werwolf. Das nächtliche Spiel mit diesem Namen wurde auf dem Hügel ausgetragen, der normalerweise den Blick in das Sternenfirmament ermöglicht. Finstere Charaktere trieben ihr Unwesen unter den ernannten Dorfbewohnern, die versuchten, die Werwölfe zu identifizieren. Das gab so manche Diskussion und spitze Schreie im Dunkeln, aber am Ende war alles gut.

Abkühlung nicht in der Nacht, aber an den heißesten Tag bot das örtliche Freibad, der ein oder andere städtische Brunnen und natürlich der Balaton (deutsch Plattensee). Der größte Binnensee Mitteleuropas liegt mit seinen Stränden und tollen Bademöglichkeiten nur knapp eine Fahrstunde von Nagybajom entfernt. Der Sprung ins kühle Nass war bei den hohen Temperaturen für alle eine Wohltat, und auch bei den Tretbootfahrten hatten Kinder und Erwachsene eine Menge Spaß.

Tolles Freibad.
Blaue Stunde am Balaton.
Erfrischung im städtischen Brunnen 🙂
Langós sind in viel Fett gebackene Hefeteigfladen, die am besten mit Rahm und einer kleinen Knoblauchnote schmecken.

Zum Programm gehörte natürlich auch das Testen landestypischer Speisen. Zu den Favoriten zählten bei den Kindern Langós, eher ein Pausensnack als eine vollständige Mahlzeit, aber bei den hohen Temperaturen war der Appetit auf ungarisches Gulasch oder Ähnliches eher gering. Da kamen Melonenscheiben als saftige Erfrischung schon eher infrage.

Christoph weiß, was beim
Sommerwetter gut ankommt.

Nach neun Tagen musste die kleine Reisegruppe schweren Herzens die 1.357 Kilometer lange Rückfahrt antreten. Viszlát, Magyarország! Tschüss, Ungarn! Dabei gingen die Gedanken auch noch einmal zurück auf die berühmte Musikstraße bei Kaposvár. Auf dem Autobahnabschnitt wurde eine spezielle Fahrbahn aufgebracht, die eine Melodie erzeugt, wenn Autos mit der richtigen Geschwindigkeit darüberfahren. Die Melodie soll an ein Lied der Band Republic erinnern.

Vielleicht mit diesem Lied in den Ohren, aber auf jeden Fall mit einem Kopf voller aufregender Erlebnisse kamen die Reisenden nach der langen Nachtfahrt wieder in Hollen und Hesel an. Die Ferienfreizeit war eine gelungene Premiere in der jungen Geschichte des Landhauses und wird, wenn es nach dem Wunsch der Beteiligten geht, nicht die letzte Reise nach Ungarn gewesen sein.

Begleitet wurden die Kinder- und Jugendlichen von: Mark Schollmeier, Anika Behnken, Neele Roß, Christoph Kock und Boris Holz.

Text: AF/Landhaus Hollen GmbH, Fotos: AB/Landhaus Hollen GmbH